In die Schuldenfalle zu geraten passiert oft schnell. Aus der Schuldenfalle hinaus zu finden ist dagegen meist ein langer und besonders harter Weg. Besser ist daher, gar nicht erst in die Schuldenfalle zu geraten. Doch wo lauern die größten Gefahren und wie lassen sich diese wirksam vermeiden?
Oftmals ist es nicht die eigene Schuld
Wenn von der Schuldenfalle die Rede ist, dann denken die meisten Menschen sofort daran, dass jemand seine Ausgaben nicht seinen Einnahmen angepasst hat. Tatsächlich ist es gerade bei jungen Leuten so, dass sie eine erste eigene Wohnung beziehen, diese neu einrichten und dann mit den Raten in Rückstand geraten. Ähnlich häufig sind Handyschulden und andere Formen überzogenen Konsums.
In der Mehrzahl der Fälle , in denen es zu einer Überschuldung kommt, sind aber andere Gründe die Ursache. Wer als Familienvater plötzlich von Arbeitslosigkeit betroffen ist, kann in der Regel seine laufenden Kosten nicht unmittelbar der neuen Situation anpassen. Noch tragischer ist eine schwere Verletzung in deren Folge Arbeitsunfähigkeit eintritt. Dann fällt nicht nur das regelmäßige Einkommen weg, sondern es entstehen außerdem zusätzliche Kosten für ein barrierefreies Wohnen u. ä..
Schuldenfalle Trennung
Ähnlich schwierig wird die Situation oft dann, wenn ein Paar mit Kindern sich trennt. Statt einem gemeinsamen Haushalt müssen plötzlich zwei getrennte Wohnungen unterhalten werden. Schon wenn die zweite Wohnung eingerichtet werden muss zeigt sich oft schnell, wie eng es finanziell werden kann. Zum Kindesunterhalt kommt bei verheirateten Paaren noch der Trennungsunterhalt. Vom eigenen Einkommen bleibt dann oft nicht mehr als der MIndestselbstbehalt übrig. Verletzter Stolz und Gefühle von Eifersucht sorgen in diesen Fällen oft dafür, dass in finanziellen Dingen nicht mehr klar überlegt wird.
Indem der frühere Partner geschädigt wird, wird oft auch die eigene Situation zusätzlich schwieriger. So ist es etwa für Verheiratete möglich, während des Trennungsjahres weiterhin gemeinsam bei der Einkommenssteuer veranlagt zu werden. Dieses so genannten Gnadensplittung macht die Dinge oft einfacher, setzt aber voraus, dass beide Partner weiterhin in sachlicher Hinsicht kooperieren. Schon im Sinne der Kinder sollte diese Ebene der Kommunikation immer möglich sein. Es geht aber auch darum, dass oft Schulden vermieden werden können, wenn eine Zusammenarbeit auf dieser Ebene weiterhin möglich ist. Dieses Nachdenken sollte möglichst nicht erst dann einsetzen, wenn Kontoüberziehungszinsen die Probleme offenbar werden lassen sondern von Anfang an.
Den Konsum einschränken
Wenn keine besonderen Ereignisse vorliegen, hat die Schuldenfalle meist deshalb zugeschnappt, weil man mehr Geld ausgegeben hat, als vorhanden war. Dies kann oft sehr schnell geschehen. Wer arbeitet und über ein eigenes Einkommen verfügt, erhält auf das Girokonto oft von Bankseite aus einen Dispositionskredit für dieses Konto angeboten. Entsprechend kann man zunächst auch am Monatsende weiter einkaufen, wenn das Gehalt eigentlich schon lange aufgebraucht ist.
Die Folge ist, dass die Kontoüberziehungszinsen mehr und mehr zunehmen. In dieser Phase kommt es oft dazu, dass das Anwachsen der Schulden aus Scham verdrängt wird. Das Problem wird dadurch noch verschärft. Neben den Ausgaben für Einkäufe sind oft auch die laufenden Kosten für verschiedene Verträge zu hoch. Vielfach sorgt der zu intensive Gebrauch von Smartphones dafür, dass am Ende der Monats kein Geld mehr übrig ist. Dass solche Schulden vermieden werden können ist offensichtlich. Dass dies oft nicht geschieht ebenso.
Für sich selber sollten Sie in jedem Fall darauf achten, dass sich Ihre Ausgaben immer an Ihren Einnahmen orientieren. Da es immer zu unvorhergesehenen Ausgaben kommen kann, sollten Sie außerdem ein Sicherheitspolster bilden und dieses regelmäßig aufstocken. Wenn dann der Kühlschrank kaputt geht oder eine Autoreparatur ansteht, führt dies dann nicht zwangsläufig zu Kontoüberziehungszinsen. Deshalb sparen Sie lieber auf einen neuen Fernseher, als diesen über einen Ratenkauf zu finanzieren.
Über Umschuldung nachdenken
Unabhängig davon, warum Schulden nicht vermieden werden konnten, ist vor allem wichtig, nicht immer tiefer in die Schuldenfalle zu geraten. Viele Ratgeber über Schulden empfehlen, sofern dies noch sinnvoll möglich ist, eine Umschuldung. Diese bietet gleich mehrere Vorteile. Der wichtigste dieser Vorteile ist, dass die Zinslast reduziert wird. Kontoüberziehungszinsen fallen regelmäßig deutlich höher aus als Kosten für ein reguläres Darlehen.
Außerdem können über einen solchen Kredit die verschiedenen Außenstände auf einen Schlag bereinigt werden. Oft führt der Weg in die Schuldenfalle nämlich über die Kosten, die durch Mahngebühren und Vollstreckungsbescheide entstehen. Wer nicht zahlen kann, dem entstehen regelmäßig noch zusätzliche Kosten aufgrund dieses Umstands. Deshalb macht die rechtzeitige Beantragung eines Kredits Sinn, ehe die Situation eine Eigendynamik entwickelt, die einen solchen Ausweg unmöglich macht.
Zusätzlich sorgt eine Umschuldung dafür, dass mehr Transparenz hinsichtlich des Schuldenstandes entsteht. Wenn nur noch ein einziger Kredit bedient werden muss, statt Raten für die unterschiedlichsten Schulden zu bezahlen, ist es deutlich einfacher, die Übersicht über die eigene finanzielle Situation zu behalten. Durch die Bündelung der Außenstände werden daher auf unterschiedlichen Feldern zusätzliche Schulden vermieden.
Schicksalsschläge in den Griff bekommen
In ähnlicher Weise sollten Sie verfahren, wenn das Schicksal Ihnen übel mitgespielt haben sollte. Schwere Behinderungen und Krankheiten sorgen für geringere Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Kosten. Auch in diesen Fällen ist es oft sinnvoller, einen einzelnen Kredit zu beantragen, als sich in unterschiedlichen Richtungen zu verschulden. Ihre Verhandlungsposition gegenüber dem Autohändler ist deutlich stärker, wenn Sie als Barzahler auftreten. Entsprechend bessere Konditionen lassen sich beim Kauf heraushandeln. Gerade wenn der Kauf eines behindertengerechten Fahrzeugs unvermeidlich ist und die Zuzahlungen von öffentlicher Seite nicht ausreichen, ist umso wichtiger, einen guten Preis zu erzielen. Ähnlich verhält es sich mit Handwerkern beim Umbau der Wohnung und vielen anderen Dingen. Der Weg ist die Schuldenfalle lässt sich auf diese Weise oft vermeiden und die Situation zumindest in finanzieller Hinsicht in den Griff bekommen.
Die Notbremse ziehen
Natürlich ist es das Beste, Schulden zu vermeiden. Wenn aber Schulden nicht vermieden werden konnten, ist es umso wichtiger, die richtigen Schritte einzuleiten, um keine weiteren Schulden entstehen zu lassen. Je tiefer die Schuldenfalle wird, desto schwieriger gestaltet sich der Weg aus ihr heraus. Wenn eine Umschuldung nicht mehr zielführend ist, empfehlen Ratgeber zu Schulden regelmäßig die Einleitung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens.
Der beauftragte Berater wird sich vor Stellung der entsprechenden Anträge ein eigenes Bild von der finanziellen Situation machen. Zuweilen eröffnen sich auf diesem Wege, nach Rücksprache mit den verschiedenen Gläubigern, noch Wege aus der Schuldenfalle ohne die Beantragung einer Verbraucherinsolvenz. Bei teilweisem Verzicht auf Forderungen ergibt sich dann die Möglichkeit, über einen neuen Kredit, die Situation in den Griff zu bekommen. Schlagen diese Versuche fehl, führt kein daran vorbei, den steinigen Weg der Privatinsolvenz zu beschreiten, um der Lage wieder Herr zu werden.
Während des Verfahrens bleibt dem Schuldner nur das Nötigsten von seinem Einkommen erhalten. Wie lange sich das Verfahren zieht, hängt stark vom Verhalten des Schuldners ab. Die so genannte Wohlverhaltensphase dauert regulär sechs Jahre, kann aber bei guten Verlauf bis zur Hälfte reduziert werden. Die Chancen für eine solche Reduzierung sind umso höher, je früher mit das Verfahren eingeleitet wird.
Ehrlichkeit gegenüber sich selber
Wie dargelegt, kann die Schuldenfalle auch dann zuschnappen, wenn Sie selber keine finanziellen Fehler gemacht haben. Unabhängig davon, wie Schulden entstanden sind, empfehlen Ratgeber zu Schulden vor allem eines: ein ausreichendes Maß an Ehrlichkeit gegenüber sich selbst. Schulden sind etwas Peinliches und werden deshalb oft gerne verdrängt. Die Gefahr, in die Schuldenfalle zu geraten, wird auf diese Weise nur größer, weil Mahngebühren und Kontoüberziehungszinsen dazu führen, dass der Schuldenberg immer weiter anwächst.
Je früher dann eine Umschuldung in Angriff genommen wird, desto besser. Anderenfalls bleibt oft nur noch der Weg in die Privatinsolvenz. Da ein solches Verfahren nur einmal im Leben durchgeführt werden kann, sollten Sie darauf bedacht sein, bei auftretenden Problemen diese möglichst direkt anzugehen und in den Griff zu bekommen. Nur dann lässt sich die Schuldenfalle wirklich wirksam vermeiden.